Am 13. März observierten zwei Eyes on Animals Teams Kälbertransporte, die mit der Roll-on/Roll-off Fähre Stena Line vom Hafen Rosslare (IR) zum Hafen Cherbourg (FR) fuhren. Die LKW`s legten über auf der Stena Carrier, die im Februar und März hauptsächlich für Kälbertransporte eingesetzt wird. An dem Tag waren mindestens 17 Transporter auf der Fähre. Die Fahrtzeit betrug insgesamt 19 Stunden (inklusive 1,5 Stunden Verspätung). Wir dokumentierten, dass mindestens 6 Kälbertransporter nach Verlassen der Stena Carrier Fähre, nicht wie es die EU-Verordnung vorschreibt, an der erst möglichen Kontrollstelle ‘Qualivia’ in Tollevast (in der Nähe von Cherbourg) Rast machten, um die Kälber zu entladen. Sondern stattdessen zu einer anderen Qualivia Kontrollstelle in Abbeville fuhren. Das ist eine weitere Fahrt von mindestens 5 Stunden. Dadurch überschritten die Transporter die maximal zulässige Transportzeit von 19 Stunden (9-1-9) für nicht abgesetzte Kälber.
Ein Team begleitete einen der LKW´s (Spedition Hallissey) zu seinem Endziel; ein Mastbetrieb in Holland. Die Transportzeit betrug insgesamt 56 Sunden und 35 Minuten (inklusive der 19 Stunden von der Überfahrt und der Rast von 12 Stunden an der Kontrollstelle Qualivia Abbeville). Die Kälber waren auf der ersten Etappe ihrer Reise 32 Stunden und 11 Minuten im Transporter eingesperrt. Somit 13 Stunden und 11 Minuten länger als maximal zulässig. Der Fahrer sagte uns, dass sein Fahrtenbuch die Kontrollstelle in Abbeville angegeben hatte und dies von der irischen Behörde genehmigt worden war.
Während unseres Einsatzes kontrollierten wir die Ladebedingungen und den Zustand der Kälber. Die Ladedichte war in Ordnung und es gab ausreichend Einstreu.
Für einige Kälber war die Deckenhöhe auf der ersten Ebene zu niedrig und sie stießen mit ihrem Wiederrist fast an der Decke an. Die Kälber waren zwischen 2 und 4 Wochen alt. Nur an etwa 60% der Tränkenippel waren Gummisauger angebracht. Zudem waren die Nippel zwischen den Gitterstanden parallel zur Wand angebracht, so dass die Kälber sie nur erschwert nutzen konnten. Der Bauer gab uns die Erlaubnis das Entladen der Kälber zu beobachten. Glücklicherweise kamen alle Kälber lebend an.
VERSTÖSSE
- Mindestens 6 LKW legten keine Ruhepause für die Kälber im Zielhafen oder in der umliegenden Umgebung ein (Qualivia Cherbourg) sondern fuhren stattdessen zur 360km entfernten Kontrollstelle (Qualivia Abbeville). Eine weitere Fahrt von fünf Stunden. Das verstößt gegen die EU-Verordnung 1/2005, Anhang I, Kapitel V Punkt 1.7b.
- Mindestens 6 LKW überschritten die maximale zulässige Transportzeit für nicht abgesetzt Kälber, weil die Ruhepause nicht am Zielhafen oder in der umliegenden Umgebung erfolgte (Qualivia Cherbourg). Sowohl die irische und französische Behörde sind für diese Verstöße verantwortlich, da sie anscheinend Fahrtenbücher genehmigt haben, obwohl diese gegen die EU-Verordnung 1/2005, Anhang I, Kapitel V Punkt 1.4 verstoßen.
- Im Hallissey LKW wurden die Kälber nicht ordnungsgemäß mit Wasser versorgt. Die irischen Behörden hätten das Wasserversorgungssystem nicht genehmigen dürfen, da es nicht den Anforderungen der Niederländischen Behörde (NVWA) und der EU-Verodnung 1/2005, Anhang I, Kapitel V Punkt 1.4. Die Trinksauger waren nicht wie erforderlich nach Innen gerichtet und daher völlig inakzeptabel und unbrauchbar für die Kälber. Außerdem fehlten mehrere Gummisauger.
- Auf der Fähre waren (mindestens 17) LKW´s, aber – mit Genehmigung des Landwirtschaftsministeriums – nur 3 Begleiter (statt einem Begleiter pro LKW) um sich um die 4.000-5.000 Kälber zu kümmern. Das widerspricht der EU-Verordnung 1/2005 Artikel 6.6, nach der jeder Transporter eine Begleitperson haben soll.
Eyes on Animals hat gemeinsam mit CIWF, TSB|AWF und L214, die Verstöße an die Behörden in Süd-Irland und den Niederlanden weitergeleitet. In unserem Bericht haben wir auch um eine Erklärung gebeten, warum Fahrtenbücher genehmigt wurden, obwohl diese eindeutig gegen die Europäische Tiertransportverordnung 1/2005 verstoßen. Wenn wir keine zufriedenstellende Erklärung für diese Verstöße erhalten, werden wir eine offizielle Beschwerde an die Europäische Kommission senden.